Gestalten mit Wasser schafft FreiräumeFachtagung für die Wohnungswirtschaft zeigt positive Aspekte der Regenwasser-Bewirtschaftung auf
Hemer (pcw). Wohnen mit Wasser liegt im Trend. Denn Wasser bringt Wohlfühleffekte. Der richtige Umgang mit Niederschlagswasser bringt zudem Einspareffekte. Dies verdeutlichte die Fachtagung ?Bauen, Wohnen und Leben mit Wasser? für Vertreter der Wohnungswirtschaft im Rahmen der Landesgartenschau Hemer.
Jeder vierte Bürger in NRW wohnt in einem Gebäude eines Unternehmens des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen (VdW). Darauf machte Verbandsdirektor Alexander Rychter in seinen einführenden Worten aufmerksam. Damit dies so bleibt, müssen die Wohnungsunternehmen dafür sorgen, dass ihre Gebäude und Siedlungen attraktiv bleiben. Wie Rychter ausführte, ist ein Mittel dazu das Wasser ? und ein kompetenter Partner für die Umsetzung der Landschaftsgärtner.
Rund 80 Interessierte waren der gemeinsamen Einladung des VdW und des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW gefolgt. Denn: ?Attraktive Wohnumfelder werden angesichts des demografischen Wandels immer wichtiger?, wie GaLaBau- Ehrenpräsident Manfred Lorenz betonte. ?Die Vermietbarkeit hängt auch von der Außenanlage ab.? Und in diesem Bereich lässt sich mit einer fachgerechten Regenwasserbewirtschaftung viel Wohlfühlgefühl für die Bewohner erreichen.
So hatte bereits vor 16 Jahren der Bauverein Lünen damit begonnen, Niederschläge nicht nur zu entsorgen, sondern zu bewirtschaften. So werden sie teilweise in Zisternen gesammelt. Wichtiger geworden ist dem Bauverein inzwischen aber die örtliche Versickerung von Niederschlägen über Mulden und Rigolen. ?Dies erfordert aber eine genaue Bodenuntersuchung und eine richtige Platzierung?, so Friedhelm Deuter vom Bauvereinsvorstand. Und als zeitweise gestaute Wasserbereiche eigneten sich Mulden als attraktive Gestaltungselemente im Außenbereich. Wo die Versickerung nicht zwischen den Gebäuden erfolgen könne, würde das Wasser Rigolen am Wohngebietsrand zugeführt. Wie Deuter darlegte, führt die örtliche Versickerung für die Bewohner zu erheblichen Einsparungen bei den Mietnebenkosten.
Besonders in Dortmund Scharnhorst-Ost hat ein neuer Umgang mit Regenwasser zu einer deutlichen Aufwertung einer Großwohnsiedlung aus den 60er und 70er Jahren für etwa 20.000 Einwohner geführt. Nicht nur das jede Mietpartei im Vergleich zu früher ein Drittel der Entwässerungskosten einspart ? laut Franz-Bernd Große-Wilde, Vorstandsvorsitzender Spar- und Bauverein eG Dortmund, sind naturnahe Spiellandschaften entstanden und die Bewässerung der Außenanlagen ist kostengünstiger geworden. Erforderliche Pumpen werden über Photovoltaik betrieben. Bei der Realisierung des 930.000 Euro kostenden Regenwasser-Projekts half eine fast 50prozentige EU-Förderung.
Gerade aber bei dieser Dortmunder Großwohnsiedlung lässt sich laut Stadtplaner und beratendem Ingenieur Dr.-Ing. Mathias Kaiser, Dortmund, erkennen, wie eine attraktive Freiraumgestaltung zu sozialer Stabilisierung beiträgt. Der Trend zum schlechter werdenden Image der Wohnsiedlung konnte umgekehrt werden. Inzwischen sind sich auch wieder junge, zahlungskräftigere Familien am Wohnen in Scharnhorst-Ost interessiert.
?Wer mit Wasser arbeitet, muss auch immer versuchen, das Wasser aus dem Loch zu holen?, führte der international tätige Dr. Arch. Dipl.-Ing. (FH) Andreas Kipar, Garten- und Landschaftsarchitekt BDLA/AIAPP, Duisburg, vors geistige Auge, dass Wasserbau nicht in der Erde versteckt werden muss. In einer ortsgerechten Umsetzung können beispielsweise Düker zu Wasserspielen werden. Wasser müsse nur sichtbar gemacht werden. Dann lassen sich seinen Worten zufolge dunkle Gebiete ? wie Industriebrachen ? zu begehrten Wohnquartieren aufwerten. Und er erinnerte daran: ?Wasser hat nicht nur mit Natur zu tun, sondern auch mit Kultur.?
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VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter sprach sich für einen weiteren Erfahrungsaustausch zwischen Wohnungsunternehmen und dem GaLaBau aus. Fotos: pcw
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?Es ist für den Werteerhalt wichtig, dass Grünflächenpflege in den Händen von Fachleuten liegt?, betonte GaLabau-NRW-Ehrenpräsident Manfred Lorenz.
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Friedhelm Deuter: ?Versickerungsmulden lassen sich gut in eine Außengestaltung integrieren.?
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Wie Franz-Bernd Große-Wilde vor Augen führte, lässt sich mit Regenwasser und solarbetriebener Pumpe ein kleiner Wasserlauf schaffen, an dem naturnahe Spielmöglichkeiten entstehen.
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Für Dr.-Ing. Mathias Kaiser sind Zukunftswerkstätten ein geeignetes Instrument, Anwohner in die Umgestaltung von Freiflächen einzubeziehen und dadurch eine soziale Verbundenheit zu schaffen.
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Dr. Arch. Dipl.-Ing. (FH) Andreas Kipar: ?Wasser ist kein Zierelement mehr, sondern ein infrastrukturelles Instrument.?