Die Körpersprache kann nicht lügenTheaterpädagoge Prof. Dr. Bernd Ruping über die alltäglichen Rollenspiele/ "Kamingespräche" des GaLaBau NRW in Gelsenkirchen
Gelsenkirchen (pcw). Ein Unternehmen zu führen, kann ein Lustspiel sein ? oder auch ein Drama. Welche Rolle der Einzelne dabei spielt, lässt sich bis zu gewissen Grenzen trainieren. Denn: "Wir können auf der Stelle Theater spielen", behauptet Prof. Dr. Bernd Ruping, ?weil der Mensch im Grunde seines Wesens theatralisch ist.?
"Die ganze Welt ist ein Theater", so der Studiendekan des Instituts für Theaterpädagogik der Fachhochschule Osnabrück in Lingen. Lebhaft führte der Professor bei den jährlichen "Kamingesprächen" des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbaus NRW vor, wie das Theater beginnt, sobald zwei Menschen erstmals aufeinander treffen.
"Die ersten 30 Sekunden entscheiden zu 70 bis 80 Prozent, was wir vom Gegenüber halten." Und dabei beginnen wir durch unser Verhalten sofort eine Art der Kommunikation. "Man kann nicht NICHT kommunizieren", so der Professor. Genauso können Menschen nicht nur mit Worten kommunizieren. Denn die Bedeutung von Worten ergibt sich letztlich dadurch, wie sie gesagt werden: ängstlich, fordernd, apellativ.
Das Verhalten der Menschen ist wichtig für die Ausprägung ihrer Beziehungen zueinander. "Ohne Körpersprache können wir soziales Verhalten nicht verstehen", betonte der Theaterpädagoge. In ihr zeigt sich aus seiner Sicht auch, wie authentisch jemand seine Rolle spielt. Selbst mit viel Übung in Rhetorik kommt ein Mensch in seiner Kommunikation irgendwann an einen Punkt, an dem sich sein Charakter und seine Persönlichkeit nicht mehr überdecken lässt. "Jeder Körper hat ein Eigenleben." Das bedeutet: Wenn jemand etwas als gut verkaufen soll, von dem er überzeugt ist, dass es schlecht ist, wird ihn seine Körpersprache verraten. "Körpersprache kann nicht lügen. In ihr manifestieren sich die persönlichen Erfahrungen und Entwicklungen." Sie machen letztlich die Persönlichkeit aus.
"Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt", zitierte Professor Ruping eine Erkenntnis von Schiller. Denn nur im Spiel kann der Mensch ganz Mensch sein. Im Leben hat er eine Rolle zu spielen, die ihm schlimmstenfalls zuwider ist ? veranlasst durch den "Sorgecharakter des Daseins".
"Wer erfolgreich führen will, muss sich neben sich selbst stellen können und sein eigenes Verhalten hinterfragen", empfahl der Professor. Manche Macher müssten auch mal von ihrem Ego befreit werden, "damit sie wieder Mensch werden". Denn eine eingenommen Haltung ist nur nützlich, wenn sie von anderen auch als akzeptabel wahrgenommen wird. Die anderen sind immer "Zuschau-Spieler". Wenn diese erfolgreich agieren sollen, müssen sie möglichst voll sein von Begeisterung. Wenn man ihnen dagegen etwas aufdrängt, wird man nicht ihre volle Kraft entfalten können.
In Unternehmen erfordert der Wettbewerb den Worten von Prof. Dr, Ruping zufolge aber auch Haltungen, mit denen man überleben kann ? auch wenn sie den Menschen dahinter nicht widerspiegeln. "Eine bestimmte Eigeninszenierung ist nötig, wenn man in der Öffentlichkeit steht", verwies er an Stereotype in der Politik. Aber auch hier lässt sich erkennen, dass die Körpersprache zwar ausgeformt werden kann, sich mit ihr aber nicht dauerhaft lügen lässt.
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"Jeder Körper hat ein Eigenleben", betonte der Theaterpädagoge Prof. Dr. Bernd Ruping bei den diesjährigen "Kamingesprächen" des Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW in Gelsenkirchen.
Fotos: pcw
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Mit Prof. Dr. Bernd Ruping (r.) konnte GaLaBau NRW-Präsident Hans Christian Leonhards (l.) bei den "Kamingesprächen" erneut einen Referenten vorstellen, der interessante Einblicke in menschliche Verhaltensweisen ermöglichte.